Biografie
Marie Egner wird am 25. August 1850 in Bad Radkersburg als zweite Tochter des Forstverwalters Josef und dessen Frau Therese Egner in der Steiermark geboren. 1865 Umzug der Familie nach Graz. Schon früh zeigt sich bei Marie ein ausgeprägtes künstlerisches und musisches Talent, das sich im Zeichnen und Klavierspielen widerspiegelt. Von 1867 bis 1872 nimmt sie Zeichenunterricht beim Landschaftsmaler Hermann von Königsbrunn an der Steiermärkischen Landeszeichenschule in Graz und verdient sich ihren Unterhalt als private Zeichenlehrerin. Von 1872 bis 1875 absolviert sie ein Studium beim Landschaftsmaler Carl Jungheim in Düsseldorf, wo sie sich auf die Ölmalerei konzentriert. In Düsseldorf macht sich die Bekanntschaft mit dem österreichischen Landschaftsmaler Hugo Darnaut.
Im März 1875 Rückkehr nach Graz, im November des gleiches Jahres Übersiedlung nach Wien, wo sie bis 1910 in ihrem Atelier eine private Malschule führt. 1878 Übersiedlung auf den Rennweg. Im selben Jahr besteht sie erfolgreich die Prüfung in Englisch an der Karl Franzens-Universität in Graz. 1880 lernt Egner den bekannten österreichischen Landschaftsmaler Emil Jakob Schindler kennen. Gemeinsam mit Schindler und seinen Schülern Carl Moll und Olga Wisinger-Florian verbringt sie die Sommermonate bis 1887 auf Schloss Plankenberg in Niederösterreich, wo sie gemeinsam nach der Natur malen und sich intensiv mit der Freilichtmalerei beschäftigen. Im November 1882 Umzug mit ihrer Mutter in die Margarethenstraße. Es folgen mehrere Studienreisen u. a. nach Dalmatien, Korfu, Deutschland und Italien.
Im Oktober 1887 folgt Egner einer Einladung nach England, wo sie in Wimbledon und Kensington jungen Mädchen an einer Schule Zeichenunterricht gibt. 1888 Ausstellungsbeteiligung an der Royal Academy in London, 1889 und 1892 weitere Präsentationen im königlichen Glaspalast in München. 1895 Reise in die Niederlande nach Den Haag, Rotterdam und Delft. 1898 Studienreise nach Neapel. 1900 Beteiligung an der Paris Weltausstellung.
Von 1900 bis 1909 ist Egner Mitglied der weiblichen Gruppierung „8 Künstlerinnen“, wo sie an mehreren Ausstellungen im Salon Pisko in Wien teilnimmt. 1902 Reise in die Toskana nach Arrezzo, Cortona, Orvieto, Siena und San Gimignano. 1903 bis 1904 Reisen nach Istrien und Dalmatien. 1906 wird ihr Gesundheitszustand durch ein Ischiasleiden beeinträchtigt. Im Mai 1910 muss Egner ihre Malschule aufgrund gesundheitlicher Probleme aufgeben, sie übersiedelt in die Klagbaumgasse im 4. Bezirk. Im gleichen Jahr nimmt sie an der 37. Secessionsausstellung in Wien teil, die sich dem Thema der Kunst der Frau widmet.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914, verabsäumt sie als Österreicherin Serbien zu verlassen und wird für mehrere Monate mit anderen interniert. 1917 verschlechtert sich ihre Sehkraft, 1920 muss sie sich einer Augenoperation unterziehen. 1922 Verleihung des Hermine Lang-Laris Förderungspreises für das Ölgemälde „Gebirgsfluss“. 1935 Verleihung des Professortitels durch das Bundesministerium für Unterricht. Marie Egner stirbt am 31. März 1940 in Wien.
Marie Egner gehörte neben Olga Wisinger-Florian, Tina Blau und Broncia Koller-Pinell zu den bedeutendsten österreichischen Künstlerinnen um 1900. Ihre lyrischen Landschafts- und Blumenmotive im Stil der Freilichtmalerei gehören zu den eindrucksvollsten Beispielen des österreichischen Stimmungsimpressionismus. Werke der Künstlerin befinden sich heute in zahlreichen Sammlungen u. a. im Belvedere in Wien, in der Neuen Galerie Graz und im Museum Niederösterreich in St. Pölten.